Zum Hauptinhalt springen

Artenschutzprojekt für Reptilien im Kreis Gütersloh

Der dreijährige Projektzeitraum ist abgeschlossen und der Bericht 2024 fertig.

Die Erfassungen sollen – soweit möglich - fortgeführt werden, damit die Datengrundlage weiterhin aktualisiert und verbessert wird.

artenschutzprojekt reptilien bsgb

Reptilien werden als „Kinder der Sonne“ bezeichnet. Zur Regulierung ihrer Körpertemperatur suchen die wechselwarmen Tiere gezielt besonnte oder auch schattige Plätze auf. Im Gegensatz zu den Amphibien, die sich häufig zur Reproduktion im zeitigen Frühjahr an Laichgewässern sammeln, sind von Reptilien zumeist nur Einzelfunde bekannt. Die Erfassung ist deutlich zeitintensiver und aufwändiger als bei den Amphibien.

Dementsprechend ist die Datengrundlage zum Vorkommen von Reptilien vielerorts nur unzulänglich. Auch im Kreis Gütersloh (abgesehen vom Stadtgebiet Gütersloh) waren nur relativ wenige Fundpunkte bekannt, die zum Teil auf Meldungen älteren Datums beruhten.

Die Biologische Station hat daher im Frühjahr 2022 das Artenschutzprojekt für Reptilien im Kreis Gütersloh ins Leben gerufen. Der Schwerpunkt des dreijährigen Projektes war die Aktualisierung und Verbesserung der Datengrundlage zu Vorkommen der Kriechtiere. Dazu wurden umfassende Erfassungen durchgeführt sowie Meldungen aus der Bevölkerung und anderer Reptilien-Untersuchungen verschiedener Gutachter und Experten einbezogen. Mit den Ergebnissen können Aussagen über die Verbreitung der sechs vorkommenden Reptilienarten und eine Abschätzung zu Populationsdichten der Arten gemacht werden.

Hervorzuheben ist das Vorkommen zweier laut Bundesnaturschutzgesetzt (§ 44 BNatSchG, 2009) „streng geschützter Arten“ ‒ die Zauneidechse und die Ringelnatter. Für sie gelten bei jeglichen Eingriffen in Natur und Landschaft strenge Schutzvorschriften, was eine guten Datengrundlage zu ihren Vorkommen besonders bedeutsam macht. Die Zauneidechse kommt vor allem in Bereichen des Bahnkörpers der DB-Trasse von Bielefeld nach Hamm vor. Von der Ringelnatter hingegen liegen lediglich zwei Nachweise am Ölbach in Gütersloh, bzw. in Schloss Holte-Stukenbrock vor. Zudem kommen im gesamten Kreis Gütersloh die Waldeidechse und die Blindschleiche in geeigneten Lebensräumen in geringeren bis größeren Dichten vor. Die allochthone Mauereidechse wurde an verschiedenen Orten im Kreis ausgesetzt. Sie hat sich an den Bahnschienen in Verl, am Bahnhof in Schloss Holte-Stukenbrock und in zwei Gärten in Gütersloh-Isselhorst angesiedelt und ausgebreitet. Zuletzt ist die Rotwangen-Schmuckschildkröte zu nennen, die an einem Baggersee in Rietberg-Mastholte ausgesetzt wurde.

Zur Förderung der Reptilien hat die Biologische Station im Rahmen des Projektes gezielte Schutzmaßnahmen umgesetzt: Mit der Anlage von Trockenbiotopen wurden den Reptilien neue Versteck- und Sonnplätze in ihrem Lebensraum geboten, die zudem als Vernetzungsstruktur zur Förderung der Ausbreitung der Tiere dienen.

Von Bedeutung war schließlich auch eine breite Öffentlichkeitsarbeit, um die Bevölkerung über die Projekttätigkeiten zu informieren und für die Tiergruppe zu begeistern. Mit Hilfe des Aufrufes an die Bevölkerung, Reptilien zu melden, wurden
zusätzliche Kenntnisse zu Vorkommen der Kriechtiere gesammelt.

Das Projekt wurde über drei Jahre von der Stiftung für die Natur Ravensberg gefördert.

Fazit und Ausblick

Die Biologische Station konnte die Datengrundlage zu Vorkommen von Reptilien im Kreis Gütersloh während der dreijährigen Laufzeit des Schutzprojektes aktualisieren und deutlich verbessern. Mit Hilfe von umfangreichen Erfassungen unter Einbeziehung von Meldungen aus der Bevölkerung und von Reptilien-Untersuchungen verschiedener Gutachter und Experten wurden weitreichende Kenntnisse zu der Verbreitung der verschiedenen Arten in Abhängigkeit geeigneter Lebensräume gesammelt. Überdies können die Populationsdichten der vorkommenden Reptilienarten genauer eingeschätzt werden.

Die verbesserte und aktualisierte Datengrundlage ist für die Berücksichtigung der gefährdeten Reptilienarten bei Bauvorhaben von großer Bedeutung. Überdies stellt die Kenntnis der Vorkommen eine Grundvoraussetzung für die Planung und Umsetzung gezielter Schutzmaßnahmen zur Förderung und Vernetzung von Reptilienpopulationen dar. Die Biologische Station wird auch weiterhin ihre Rolle als Ansprechpartner für die Belange der Reptilien und für Meldungen von Vorkommen wahrnehmen. Die Erfassungen sollen – soweit möglich - fortgeführt werden, damit die Datengrundlage weiterhin aktualisiert und verbessert werden kann.

Schließlich wird sich die Biologische Station dafür einsetzen, dass Trockenbiotope zur Förderung der Reptilien im Bestand und zur Verbesserung der Vernetzungsstrukturen geschaffen werden – soweit Mittel dafür zur Verfügung stehen.

artenschutzprojekt reptilien bsgb deckblatt bericht 2024