Konflikte bei Windkraftvorrangflächen im Regionalplan (Teilplan Wind/EE) mit windkraftsensiblen Vogelarten in OWL
Gutachten der Stiftung für die Natur Ravensberg - im Auftrag der OWL-Naturschutzverbände
Erschienen: Stift Quernheim, April 2024 - als Download auf dieser Homepage
Herausgeber: Stiftung für die Natur Ravensberg
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Zusammenfassung:
Die dargestellten Berechnungen und Karten weisen signifikante Konflikte auf zwischen dem Vorkommen windkraftsensibler Brutvogelarten und den im Regionalplan ausgewiesenen Windenergieflächen. Besonders deutlich zeigen sich die zu erwartenden Beeinträchtigungen beim Rotmilan. Für dessen Revierzentren mit den entsprechenden Pufferflächen wurde eine Überschneidung mit durchschnittlich 63 % der ausgewiesenen Windenergieflächen im gesamten Regierungsbezirk (Tabelle 5) ermittelt (Potenzialflächen: 62,1%, Konzentrationszonen: 59,6%, Beschleunigungszonen: 68,5%). Werden in einer sehr konservativen Betrachtung ausschließlich die gesicherten Brutnachweise (Brutzeitcode C) betrachtet, in der Regel gleichbedeutend mit bekannten Brutplätzen, ergeben sich Konflikte für immerhin noch 21,2% aller Flächen (Potenzialflächen: 25,4%, Konzentrationszonen: 18,9%, Beschleunigungszonen: 19,2%).
Dieses Muster zeigt sich auf Ebene einzelner Kommunen noch weitaus deutlicher. In den Kreisen Lippe und Paderborn, beide Dichtezentren des Rotmilans, werden die geforderten Mindestabstände zu Brutplätzen (Brutzeitcode C) auf 45,7% (Lippe) bis hin zu 56,2% (Paderborn) der Potenzialflächen und 49,6% (Lippe) bis 59,4% (Paderborn) der Fläche von Konzentrationszonen massiv unterschritten.
Auch für andere Arten sind gravierende Konflikte zu befürchten, wie insbesondere bei Rohrweihe und Schwarzmilan in verschiedenen Kommunen ersichtlich. Hierbei sind zwar nicht zuletzt aufgrund der insgesamt geringeren Bestandsdichten im Vergleich zum Rotmilan kleinere Flächengrößen ermittelt worden, doch drohen nennenswerte Beeinträchtigungen für die jeweiligen lokalen Populationen. Für den Kreis Gütersloh wurden z.B. neun Reviere der Rohrweihe ermittelt, die unmittelbar von den ausgewiesenen Potenzial- und Konzentrationsflächen betroffen sind. Bei einer angenommen lokalen Populationsgröße in der Größenordnung von acht bis zehn Brutpaaren (LANUV) liegt hiermit also eine Beeinträchtigung nahezu aller bekannter Vorkommen vor (Tabelle 7).
Die hier skizzierten und im Anhang ausführlich tabellarisch und kartographisch dargestellten Resultate zeigen deutlich, dass eine Nachschärfung der Planung zwingend notwendig ist, um zielgerichteten Artenschutz mit dem Ausbau von Windkraftanlagen zu vereinen.
Angesichts der keineswegs vollständigen Datengrundlage dieser Untersuchung sind weitere vorhandene und neu zu erfassende Daten zu erschließen, um mehr Klarheit zu schaffen. Datenlücken müssen aktuell und für die Zukunft aktiv geschlossen werden. Die Auswertung zeigt aber auch, dass die Datenlage, die den vorliegenden Arbeitskarten des Regionalplanes zugrunde gelegt ist, noch weitaus lücken- und fehlerhafter sein muss. Sonst gäbe es nicht so viele und so große Konfliktbereiche zwischen Artenschutz und Windkraftplanung, wie in diesem Gutachten festgestellt.