Gravierende Konflikte zwischen dem Ausbau der Windkraft und windkraftsensiblen Vogelarten in der Regionalplanung zu erwarten
OWL, September 2024
Die Naturschutzverbände in OWL (Regierungsbezirk Detmold) haben vor wenigen Monaten ein Gutachten vorgestellt, dass die Vorrangflächen für Windkraft im Regionalplan anhand vorhandener Vogeldaten analysiert. Auftraggeber für dieses Gutachten war die Stiftung für die Natur Ravensberg. Datengrundlage waren tausende Meldungen aus dem Datenportal Ornitho.de, dass bundesweit sehr erfolgreich ist (über 50.000 Melder). Weitere Daten von einigen Biologischen Stationen u.a. kamen dazu.
Bei der Untersuchung kam heraus, dass es signifikante Konflikte zwischen dem Vorkommen windkraftsensibler Brutvogelarten und den im Regionalplan ausgewiesenen Windenergievorrangflächen gibt. Besonders deutlich zeigen sich die zu erwartenden Beeinträchtigungen beim Rotmilan. Für dessen Revierzentren mit den potentiellen wurde eine Überschneidung mit durchschnittlich 63 % der ausgewiesenen Windenergieflächen im gesamten Regierungsbezirk ermittelt. In einer sehr konservativen Betrachtung ausschließlich mit den gesicherten Brutnachweisen ergeben sich Konflikte für erschreckend viele, nämlich 21,2% aller Flächen.
Die Auswertung zeigt exemplarisch, dass die Datenlage, die den vorliegenden Karten der Regionalpläne zugrunde gelegt ist, lücken- und fehlerhaft ist (außerhalb von OWL ist es nicht anders). In einem für Detmold eingezogenen, weiteren Prüfverfahren (https://www.bezreg-detmold.nrw.de/system/files/media/document/file/3.32_umweltbericht_1._aendering_regionalplan_owl_w_ee.pdf) wurden nach Vorlage unseres Gutachtens zumindest bestimmte Knackpunkte nachgebessert, d.h. Vorrangflächen für Windenergie an das Vorkommen betreffender Arten ein Stück weit nachgebessert. Dafür wurden auch erneut Daten aus ornitho.de hinzugezogen. Es bleibt aber der starke Verdacht bestehen, dass insgesamt auf völlig unzureichender Basis geplant wurde und weiter geplant wird. Im Eilverfahren und ohne artenschutzrechtliche Prüfung wurden kommunal beantragte Windkraft-Vorhaben weitgehend unbehelligt genehmigt und sollen nun einfach vom Regionalplan übernommen werden. Die offenkundigen Datenlücken müssen schnellstens aktiv geschlossen, auch die kommunalen Planungen daraufhin angepasst werden - das alles hilft natürlich nur, wenn die Daten bei den Genehmigungen auch wirklich berücksichtigt werden!
Das Gutachten zeigt, dass es aktuelle, schnell erreichbare und weitgehend belastbare Daten gibt. Der ehrenamtliche Naturschutz ist sehr besorgt, dass diese und andere Daten nicht annähernd ausreichend genutzt werden. Und dies, obwohl die bessere Datengrundlage mehr Klarheit bei den Verfahren zur Ausweisung von neuen Windkraftanlagen schaffen würde, diese Verfahren sogar beschleunigen könnte - UND der Artenschutz käme mehr zu seinem Recht, damit die eine globale Krise „Artensterben“ nicht durch Maßnahmen gegen die andere globale Krise „Klimawandel“ verstärkt wird !